Gut informiert

Alte Kirschsorten gesucht - allerletzte Chance!


Bereits im vorletzten Jahr startete das Mössinger Biodiversitätsprojekt, das sich mit dem Auffinden und dem Schutz alter Kirschsorten befasst. Die vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt geförderten Untersuchungen haben das Ziel, unsere seltenen, alten Kirschsorten vor dem Aussterben zu bewahren. Da die Kirschernte im letzten Jahr nur sehr gering war, wurde das Projekt um ein Jahr verlängert, so dass auch in diesem Jahr nochmals die Möglichkeit besteht, Bäume seltener und regionaler Mössinger Kirschsorten zu untersuchen.

Zu Beginn des Projektes lag der Fokus auf der Untersuchung der historischen Kirschsortensammlung auf der Olgahöhe, die in den 1960er Jahren vom Obstbaufachmann Dr. Götz initiiert wurde. In dieser Sammlung wurden wertvolle Kirschsorten aus ganz Deutschland und dem Ausland zusammengetragen, um eine vergleichende Sichtung der Fruchtqualitäten zu ermöglichen. Die alten Bäume wurden von der Kirschsortenexpertin Dr. Annette Braun-Lüllemann pomologisch (sortenkundlich) untersucht, um ein aktuelles Sorteninventar anzulegen. Im vergangenen Winter erfolgte bereits der erste Schritt zur Sortensicherung: Es wurden von besonders bedrohten Sorten Edelreiser gewonnen, aus denen von einer Spezialbaumschule junge Bäume angezogen werden, die in den nächsten Jahren rund um die alte Sortenpflanzung auf der Olgahöhe ihren Platz finden sollen.

Der Albtrauf um Mössingen ist ein sehr altes, traditionelles Kirschanbaugebiet mit spezifischen, nur ganz kleinräumig lokal verbreiteten, oft geschmacklich hervorragenden Sortenschätzen, die bei uns seit langer Zeit angebaut werden. Von diesen finden sich allerdings keine Bäume in der historischen Sortenpflanzung, vermutlich, weil man damals der Meinung war, dass diese ohnehin überall um Mössingen verbreitet waren. Inzwischen sind aber viele dieser regionaltypischen Bäume in der Landschaft verschwunden. Das Mössinger Kirschprojekt möchte insbesondere auch diese lokalen Sortenschätze erhalten und sie durch Nachpflanzungen junger Bäume vor dem Aussterben bewahren. Daher wird die beteiligte Kirschsortenexpertin in den nächsten Wochen die Streuobstwiesen um Mössingen aufsuchen, um alte Kirschsorten aufzufinden und zu identifizieren.

Auf die letztjährigen Aufrufe zur Meldung dieser Kirschsorten gingen bereits einige Sortenmeldungen ein, die zu spannenden Sortenfunden führten. Doch längst nicht alle um Mössingen noch vorhandenen Sortenschätze sind bisher bekannt, auch zeigte sich, dass unter denselben Namen teilweise verschiedene Sorten verstanden werden. Daher wären weitere Sortenmeldungen für die Untersuchungen von großem Interesse.

Die Stadt Mössingen bittet nochmals um Ihre wichtige Mithilfe

Bitte melden Sie sich, wenn Sie noch Bäume alter Sorten mit Namen kennen. Es geht darum, die Mössinger Kirschsorten vor dem Verschwinden zu retten und junge Bäume aus den Edelreisern der alten Verteranen nachzuziehen. Die Meldungen haben selbstverständlich keinerlei Auflagen zur Folge.

Besonders interessant sind Lokalsorten wie Bälzer/Belsener Michel, Zuckerkirsche, Mössinger Schwarze, Weißbäckele und Eichelkirsche. Gesucht werden insbesondere auch alle gelbroten "Schecken-Kirschen", z. B. Esslinger oder Köbles Schecken, Brennkirschen (außer Dolleseppler und Benjaminler) wie z. B. Schüttler und Dolls Langstiel, sowie traditionelle Tafelkirschen wie Frühe Französische, Emstäler, Peterskirsche, Blehyls Schwarze, Schwarze Kracher, Germersdorfer und Zipfelbachperle, aber auch alle anderen Sorten mit Namen, die hier nicht aufgeführt sind.

Im Rahmen des Projektes lediglich nicht von Interesse sind modernere Sorten wie Burlat, Kordia, Regina, Sam und Van sowie noch allgemein verbreitete alte Sorten wie Hedelfinger, Große Schwarze Knorpel, Schneiders Späte Knorpel, Büttners Rote Knorpel und Große Prinzessin.

Kontakt

Dr. Annette Braun-Lüllemann, Tel.: 036081-60589 (gerne auch AB nutzen), braun-luellemann(at)t-online.de

Markus Lutz, Stadt Mössingen, Grünflächenmanagement, Tel.: 07473 370-318, m.lutz(at)moessingen.de