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20 Jahre nach Sturm „Lothar“ durch den Bästenhardt-Wald beim Waldumgang


„Dieses Jahr ist alles anders“, so Oberbürgermeister Bulander zur Begrüßung am Freitag, 16. Oktober 2020 beim diesährigen Waldumgang. „Wegen Corona sind wir heute ohne Bürgerschaft unterwegs, auch der gemütliche Teil im Anschluss fällt aus und statt Sonne gibt es Nieselregen“. Das alles trübte aber die Stimmung der rund 40 Teilnehmenden nicht, denn das Forstteam mit Joachim Kern, Verena Strasdeit, Magnus Daferner und Alexander Köberle hat sich wieder so einiges an wissenswerten Informationen und Überraschungen einfallen lassen!
 
Förster Joachim Kern zeigte mit einem Foto das Ausmaß des Wintersturms vor 20 Jahren. Rund 40.000 Festmeter Sturmholz, was sonst vier Jahreshiebsätze bedeutet, vielen am 26.12.1999. Das meiste waren Nadelbäume. Insgesamt 10.000 Festmeter davon alleine im Bästenhardtwald. Heute kaum noch vorstellbar. Schaut man aber in ein verstecktes Teilstück des Waldes, lässt es sich erahnen. Im Märchenwald oder von Förster Kern auch „Wildnis“ genannt, liegen nämlich die Bäume noch wie vor 20 Jahren. Das war damals eine bewusste Entscheidung. Heute kann man sehen, wie sich das Todholz verändert, sich dazwischen neues Leben entwickelt. Beeindruckend! Kern erinnerte an die Agendagruppe und den Bürgeraufruf zur Pflanzaktion im Frühjahr 2000 und zeigte, was aus den ca. 40 Trupps pro ha gepflanzter Eichen und Linden geworden ist. Ziel damals war es, eine schöne Eiche alle 15 Meter zu erhalten. Heute, zwanzig Jahre später sind die Waldarbeiter damit beschäftigt, die  jeweils schönste Zukunftseiche frei zuschneiden, was sie an einem Pflanztrupp vorführten.
 
In Bästenhardt haben aber auch richtig alte Baumriesen dem Sturm vor 20 Jahren Stand gehalten. Verena Strasdeit führte die Gruppe zu einer rund 160jährigen Alteiche, die einen Brustdurchmesser von 75 cm hat. Strasdeit zeigte anhand der Eiche, was es in der Fortwirtschaft und mit Blick auf den Klimaeffekt gilt abzuwägen. Ernten und verwerten, oder stehenlassen für den Naturschutz. Die Eiche hat in ihrer Lebenszeit ca. 6.038 kg CO2 gespeichert. Das ist im Vergleich so viel, wie wenn man mit einem PKW einmal um die Erde fährt. In der Holzproduktion würde das Prachtstück 2,8 Festmeter Stammholz für z.B. Parkett, 2,5 Festmeter als Brennholz und 1,3 Festmeter als Derbholz für den natürlichen Verfall liefern. Da gilt es unter den Gesichtspunkten - schützen – nützen – erholen – abzuwägen, was die Förster in allen Waldbereichen tun.
 
Zwischendurch gab es eine kleine Stärkung, die Johann Lausberg mit seinen beiden Mädels  und Gerd Futter organisierten. Trotz Nieselregen schmecken die Brötchen und das Getränk.
 
Oberbürgermeister Bulander dankte dem Forstteam für die tolle Organisation und die vielen Informationen, aber auch für die hervorragende Arbeit rund ums Jahr. „Heute haben wir den Wald so richtig gespürt, das ist wichtig“, meinte Bulander. Als Überraschung erhielt Bulander für das Rathaus ein Miniaturstadtwald mit einer ganz jungen Eiche und Tanne, unseren Zukunftsbäumen im Glas. Wollen wir mal sehen, wie es dem Ökosystem Wald im guten Rathausklima gefällt!