Kamila Al Ali: „Ich bekomme ein gutes Gefühl, wenn ich anderen Menschen helfe“. Die aus Syrien 2015 nach Mössingen geflohene ausgebildete Lehrerin brachte sich von Anfang an ehrenamtlich für andere geflüchtete Familien ein, und kann hier ihre pädagogischen Kenntnisse sehr gut einsetzen. Sehr schnell hat sie sich vor Ort mit anderen Geflüchteten und den städtischen Institutionen vernetzt. Seit 6 Jahren betreut sie mehrere arabische Familien in Bästenhardt. Während der Lockdowns war sie Brückenbauerin zwischen Schulen und Eltern. Sie gibt ehrenamtlich mehreren Kindern Nachhilfe. 2018 gründete sie in Mössingen ein muttersprachliches Projekt. Als interkulturelle Elternmentorin engagierte sie sich mehrere Jahre ehrenamtlich und konnte darüber als Koordinatorin für Elternmentor:innen in Mössingen bei der Stadtverwaltung beschäftigt werden.
Widad El Qassem: „Es ist ein schönes Gefühl, nützlich für die Gesellschaft zu sein“. Die gebürtige Palästinenserin lebt seit 2002 in Deutschland und seit 2014 in Mössingen. Sie unterstützt seit Jahren ehrenamtlich mehrere Familien bei Antragsbürokratie, Wohnungssuche, Alltags- und schulischen Fragen. Arbeitet ehrenamtlich eng mit Integrationsmanagement zusammen. Sie ist zudem interkulturelle Elternmentorin und unterstützt Kinder bei Hausaufgaben. Im städtischen Dolmetscher-Pool ist sie Dolmetscherin für Arabisch. Mit Kamila Al Ali hat sie das Frauenfrühstück in Bästenhardt im Haus Regenbogen aufgebaut.
Bei mitgebrachten Speisen aus verschiedenen Ländern kamen zum Abschluss noch einmal alle in lockerer Runde zusammen.
Über 25 Eltern, zumeist Mütter, haben am Elternabend teilgenommen und zeigten großes Interesse an den Themen. Die Möglichkeit, sowohl auf Deutsch als auch in den Herkunftssprachen über pädagogische Themen zu sprechen, findet also großen Anklang. Daher sind weitere Elternabende in den kommenden Monaten und Jahren geplant – dann auch in Kooperation mit den Lehrkräften und Eltern, deren Kinder am Unterricht der Konsulate (Italienisch, Kroatisch, Türkisch) teilnehmen.
Hintergrund: Das Projekt Muttersprachliche Schule Mössingen läuft seit September 2021. Immer freitags besuchen mehr als 40 Kinder und Jugendliche den Unterricht in (bisher) drei Sprachen: Albanisch, Arabisch und Persisch. Die Baden-Württemberg-Stiftung fördert das Projekt für drei Jahre.
Hintergrund:
- Ukrainische Geflüchtete können (auf Antrag) an den offiziellen Integrationskursen teilnehmen; kurzfristig wird es jedoch kaum freie Plätze geben
Ziel des Angebots:
- Grundkenntnisse des Deutschen erwerben
- Begegnungsmöglichkeit und Tagesstruktur, um Ankommen zu erleichtern
Rahmen:
- Es handelt sich im Wesentlichen um ein ehrenamtliches Angebot
- Bei Bedarf übernimmt die Stadt Mössingen Fahrtkosten oder eine Aufwandsentschädigung
- Die Gesamtkoordination liegt bei der Stabsstelle Integration der Stadtverwaltung; die Lehrkräfte arbeiten eigenständig und stimmen sich untereinander ab
- eine Kinderbetreuung parallel zu den Kursen ist organisiert
- Es handelt sich um eine kurzfristige Reaktion auf die neue Fluchtbewegung; mittelfristig muss das Sprachkursangebot in Mössingen bzw. im Landkreis bedarfsgerecht angepasst werden und es sollte keine separaten Angebote nur für bestimmte Gruppen/Nationalitäten geben
Unterrichtszeiten: Montag bis Donnerstag 9:30 Uhr bis 11:30 Uhr
Es werden weitere Lehrkräfte gesucht! Erfahrung im Bereich DaZ/DaF ist sinnvoll, aber nicht zwingend.
Im Oktober startete ein eigener Deutschkurs der Stadtverwaltung Mössingen. Er richtet sich an Zugewanderte, die sich in herkömmlichen Kursen schwer tun oder bisher noch keine Möglichkeiten zum Deutschlernen haben. Hauptziele sind das Erlernen der deutschen Schrift (Alphabetisierung) und von mündlichen Basiskenntnissen für den Alltag. Da die Standard-Sprachkurse von Bund und Land diese Zielgruppe nicht ausreichend berücksichtigen, bietet die Stadtverwaltung nun selbst einen Kurs an. Dabei wird die Arbeit der Lehrkraft von muttersprachlichen „Assistenzlehrerinnen“ (derzeit: Arabisch und Persisch) ergänzt. Das Lehrteam versucht, alle Teilnehmenden individuell zu unterstützen.
Wenn Sie in Ihrem Umfeld, im Betrieb oder in der Familie Menschen kennen, für die ein solches Angebot sinnvoll wäre, vermitteln Sie gerne einen Kontakt an die Stabsstelle Integration.
Die Teilnahme am Kurs ist kostenlos!
Ort: Haus Regenbogen, Buchenstr. 8/1
Start: Freitag, 8.10. um 9Uhr
Unterrichtszeiten: Mo., Di., Do. & Fr.: 9-11Uhr.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Um diesen Prozess zu begleiten, hat sich ein Gremium formiert, das den Stand der Umsetzung ganzheitlich im Blick behält. Seit März 2021 veröffentlichen wir den aktuellen Umsetzungsstand der beschlossenen Maßnahmen an dieser Stelle.
Neuzugewanderte, aber auch Migrantinnen und Migranten, die schon länger in Mössingen leben, können sich ab jetzt an die Stabsstelle Integration wenden. Dilek Aydin berät dort zu Fragen rund um Sprache, Bildung, Arbeit und Freizeit in Mössingen. Sie arbeitet dabei mit der landkreisweiten Migrationsberatung (MBE) der Caritas und dem Jugendmigrationsdienst (JMD) der Diakonie zusammen, die ab 01.07.2020 ebenfalls Sprechstunden vor Ort in Mössingen anbieten.
Ein solches Beratungsangebot war als Maßnahme im zu Jahresbeginn verabschiedeten Integrationskonzept vereinbart worden. Nun erfolgt – wegen Corona etwas später als geplant – die Umsetzung. Ziel ist es auch, Zugewanderte gezielt an weitere Fachberatungen zu vermitteln. So gibt es im Landkreis Tübingen z.B. eine Fachstelle zur Anerkennung ausländischer Zeugnisse und Berufsabschlüsse sowie ein Büro, das gezielt im Fall von Diskriminierung unterstützt. Auch mit diesen wird die Zusammenarbeit verstärkt.
„Es gibt viele sinnvolle Angebote – die aber kaum jemand hier in Mössingen kennt“, so der Integrationsbeauftragte Boris Kühn. „Mit der neuen Struktur holen wir diese Angebote zu uns und machen sie bekannter und leicht erreichbar.“
Die Bürogemeinschaft in der Freiherr-vom-Straße 44 (neben dem Rathaus) wird damit zur zentralen Anlaufstelle für Zugewanderte in Mössingen. Schon bisher berät dort das Team des „Integrationsmanagement“ geflüchtete Menschen, nun finden auch andere Zugewanderte am selben Ort Rat und Unterstützung.
„tünews Vor Ort“ am 24.1.20 in Mössingen
Kann Deutschland für Geflüchtete zur neuen Heimat werden? Wie fühlen sie sich in den Orten im Kreis Tübingen? Und die Frage an die Einheimischen: Wie verändert die Präsenz von Geflüchteten und Migranten ihr Gefühl von Heimat? Bringen die neuen Mitbewohner eine Bereicherung?
Darüber hat die Redaktion von tünews INTERNATIONAL mit den Einwohnern – Geflüchteten wie Deutschen - aus dem Steinlachtal diskutiert.
Mit dem Format „tünews Vor Ort“ tritt die Redaktion von tünews INTERNATIONAL in direkten Kontakt mit ihren Leserinnen und Lesern. Als Publikation von Geflüchteten für alle sucht sie den Input der Leserschaft für Fragen und Themen, die in der wöchentlichen Wandzeitung und im monatlichen Magazin zur Sprache kommen sollen.
Die Veranstaltungen finden in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Integration der Stadt Mössingen statt.
Das Medienprojekt tünews INTERNATIONAL dient der Integrationsaufgabe durch Information und Kommunikation. Die wöchentlich tagende Redaktion recherchiert und verfasst eigene Meldungen (news) nach anerkannten journalistischen Grundsätzen. Die News erscheinen wöchentlich als zweiseitige Wandzeitung und gesprochen beim soziokulturellen Radio Wüste Welle (96,6 MHz). Einmal monatlich bietet ein meist 40-seitiges Magazin Raum für vertiefende Artikel. tünews INTERNATIONAL gibt es auch im Internet, bei Facebook und auf Youtube. Alle Artikel erscheinen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Arabisch und Dari.
Links: www.tunews.de ∙ www.tuenewsinternational.com, ∙ facebook: @tunewsinternational
Für die Redaktion: Oula Mahfouz, Fatima Salehi, Michael Seifert
Für Rückfragen: 07473-26477 und michael.seifert(at)uni-tuebingen.de