Der ‚Mössinger Generalstreik‘ hat mit dem Ausstellungskubus im Rathaus Mössingen einen Ort, der an die Mössinger Ereignisse des 31. Januar 1933 erinnert. An diesem Tag zogen 800 Menschen im Protest gegen Hitler durch Mössingen und versuchten, die drei großen örtlichen Fabriken zu bestreiken. Die Streikaktion wurde am späten Nachmittag von der Reutlinger Schutzpolizei aufgelöst. Es kam zu zahlreichen Verhaftungen und Haftstrafen.
Der Kubus bietet vier Ausstellungsflächen, die die Vorgeschichte, die Ereignisse am 31. Januar 1933, die Folgen und die Nachgeschichte thematisieren. Er bietet integrierte Vitrinen und Schubladen sowie Bildschirme mit Text- und Filmpräsentationen.
Der Kubus bietet vier Ausstellungsflächen, die die Vorgeschichte, die Ereignisse am 31. Januar 1933, die Folgen und die Nachgeschichte thematisieren. Er bietet integrierte Vitrinen und Schubladen sowie Bildschirme mit Text- und Filmpräsentationen.
Die erste Seite zur Vorgeschichte präsentiert zentral eine Trommel des Pfeifer- und Trommlerkorps der Antifaschistischen Aktion Mössingen. Obwohl lediglich am Vorabend des 31. Januar 1933 - beim Streik selbst nicht – Trommler und Pfeifer in Mössingen unterwegs waren, steht sie inzwischen symbolisch für den ‚Mössinger Generalstreik‘. Diese erste Präsentationsfläche stellt die zentrale Frage, warum gerade in Mössingen ein Streik stattfand, während es auf den reichsweiten Streikaufruf der KPD im Lande weitestgehend ruhig blieb. Die Schubladen ‚Gewachsenes linkes Milieu‘, ‚Armut und Weltoffenheit‘, ‚KPD und SPD gemeinsam‘, ‚Polarisierung – braun oder rot‘ und ‚Handwerker und Arbeiterbauern‘ mit Texten und Bildern geben Erklärungen.
Die zweite Seite zu den Ereignissen am 31. Januar 1933 beschreibt den Streikverlauf mit den Stationen: Vorabend – Morgen des 31.1. – 12 Uhr Langgass-Turnhalle und Pausa – 14 Uhr Trikotwarenfabrik Merz – 15:30 Uhr Buntweberei Burkhardt – 16 Uhr Auflösung des Streikzugs illustriert mit entsprechendem Bildmaterial und Grafiken. Vitrinen zeigen das Flugblatt ‚Massenstreik‘ (Replik) und ein Telefon, das den Anruf des Unternehmers Merz beim Oberamt Rottenburg zur Anforderung von Polizei markiert.
Auf der dritten Seite des Kubus sind die Folgen des Streiks dargestellt. Die Verhaftungen der Streikbeteiligten in den ersten Februartagen fanden unter anderem aufgrund von Denunziationen statt – eine Vitrine zeigt einen anonymen Denunziationsbrief (Replik). Der Prozess wegen Hochverrats vor dem OLG Stuttgart im November 1933 verurteilte die sechs Rädelsführer: deren Biographien sind auf Schubtafeln präsentiert. Daneben werden beim Prozess wegen Landfriedensbruchs vor dem LG Tübingen mit insgesamt 74 Verurteilten acht zentrale Beteiligte des Streiks vorgestellt. Doch auch Nichtbeteiligte am Streik erlitten politische Verfolgung und wurden kurze Zeit später im KZ Heuberg inhaftiert. Außerdem werden die Zerschlagung der Arbeitervereine und die Amtsenthebung von Bürgermeister Karl Jaggy thematisiert.
Die vierte Seite des Kubus stellt die Nachgeschichte und Bewertung des Geschehens nach 1945 dar: von den Prozessen zur Wiedergutmachung 1954/55, über die lange Zeit des Schweigens bis hin zur ersten wissenschaftlichen Aufarbeitung in den 1980er-Jahren. Die Erinnerung und die Bewertung des linken Mössinger Widerstands gestaltete sich durch die Jahrzehnte als schwierig und kontrovers und die Debatte dauert bis heute an. Zwei integrierte Bildschirme zeigen einerseits Ausschnitte aus dem Film „Da ist nirgends nichts gewesen außer hier“ von Jan Schütte aus dem Jahr 1982 mit Interviews von Streikbeteiligten sowie Stimmen der kontroversen Bewertung durch die Jahrzehnte mit der abschließenden Frage „Was ist Ihre Meinung? Was denkst du?“