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Waldarbeit schafft Werte – Waldumgang in Talheim


Am Freitag, 8. Oktober 2021 stand der alljährliche Waldumgang unter dem Motto „Waldarbeit schafft Werte“. Mit dabei waren neben dem Forst-Team des Landkreises Tübingen Mitglieder des Mössinger Gemeinderats und der Ortschaftsräte, Mitarbeitende der Stadtverwaltung sowie etwa 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Gruppe aus insgesamt gut 60 Personen ließ sich vom Forst-Team durch den Talheimer Wald führen und erfuhr dabei allerhand Wissenswertes über die Holzernte in unseren Wäldern.

Holz als moderner Baustoff und Energielieferant

Schon wenige Minuten nach dem Start erreichte die Gruppe die erste Station, die das Forst-Team für diesen Anlass vorbereitet hatte. Revierleiter Magnus Daferner berichtete über nachhaltige Holzernte und darüber, wie man durch die Verwendung von Holz anstelle von anderen Baustoffen aktiv Klimaschutz betreiben kann. Man nennt das „stoffliche Substitution“. Mit einem Einfamilienhaus in Holzbauweise (ca. 30 Kubikmeter Holz) kann man beispielsweise über 25 Tonnen CO2 binden und dieses damit dauerhaft der Atmosphäre entziehen. Bei der Produktion anderer Baustoffe hingegen erzeugt man CO2, und zwar nicht gerade wenig: je Tonne Rohstahl fallen rund 1,5 Tonnen CO2-Emissionen an, je Kubikmeter Beton 300 kg. Außerdem kann Holz fossile Brennstoffe ersetzen, indem man zum Beispiel Holzpellets verbrennt anstatt Heizöl („energetische Substitution“). Wichtig für eine nachhaltige Nutzung des Rohstoffes Holz ist immer, dass das Holz mehrfach stofflich genutzt wird, bevor es am Ende seines Lebenszyklus eine thermische Verwendung findet, also verbrannt wird. So bleibt das CO2 möglichst lange im Holz gebunden. Im Stadtwald Mössingen wurden im Jahr 2020 39 % des geernteten Holzes einer stofflichen und 61 % einer energetischen Nutzung zugeführt. Zahlreiche Untersuchungen belegen laut Daferner übrigens, dass die nachhaltige Erzeugung und wie oben beschriebene Nutzung des Rohstoffes Holz eine bessere CO2-Bilanz erzielt, als wenn man die Wälder unbewirtschaftet stehen ließe – der Wald ist also ein effektiver CO2-Speicher, der tatsächlich erst durch die Holzernte seinen vollen Nutzen entfaltet!

Vom Wegebau in unseren Wäldern

Rund um das Thema Wegebau ging es an der zweiten Station: Die Wege durch unseren Wald dienen nicht nur erholungssuchenden Spaziergehenden, sondern sind vor allem für die Holzernte wichtig, denn irgendwie muss das Holz ja aus dem Wald gebracht werden. Außerdem ermöglichen sie eine schnelle Schädlingsbekämpfung, falls es mal nötig wird. Ein wichtiger Nebeneffekt des Wegebaus: Es entstehen weniger dicht bewachsene Bereiche im Wald, in denen Licht und Wärme den Boden erreichen. An solchen Stellen ist die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren viel größer als im restlichen Wald.

Rückegassen richtig pflegen

Nach einer kleinen Pause zur Stärkung und einem kurzen Abstecher zu einer Kalkschutthalde mit seltenen Tier- und Pflanzenarten erfuhr die Gruppe schließlich noch einiges über die Beschaffenheit von Rückegassen. Das sind Wege für schwere Fahrzeuge, mit denen Baumstämme aus schwer zugänglichen Bereichen des Waldes transportiert werden. Rückegassen müssen für eine dauerhafte Nutzung bei der Holzernte regelmäßig instandgehalten werden, was durch den fehlenden Frost und die nasseren Winter der letzten Jahre immer schwieriger wird. Denn auf nassem, weichem Boden entstehen schnell tiefe Fahrspuren, die den Weg schwer befahrbar machen. Um solchen Schäden vorzubeugen, sind Maschinen im Einsatz, deren Reifen von breiten Bändern ummantelt sind, die das Gewicht von Maschine und geladenem Holz auf eine größere Fläche verteilen und dadurch weniger Druck auf den Boden ausüben. Dies demonstrierte ein Mitarbeiter der Firma Sailer eindrücklich mit seinem 20-Tonner, der sich lautstark durch die Rückegasse pflügte, auf der einen Seite mit, auf der anderen ohne Band. Der Unterschied war im Boden klar erkennbar (siehe Bildergalerie).

Zurück aus dem Wald dankte Oberbürgermeister Michael Bulander dem Forst-Team für die Organisation des Waldumgangs und die interessante Führung und lud alle Teilnehmenden zum gemeinsamen Abendessen in eine Talheimer Gaststätte ein.

Herzlichen Dank an das Forst-Team des Landkreises Tübingen bestehend aus Magnus Daferner, Carsten Hertel, Joachim Kern und Alexander Köberle!