Großes Interesse bei der Infoveranstaltung zum Starkregenrisikomanagement und privaten Hochwasserschutz
Am Dienstagabend, 20. Juni 2023 nutzten trotz hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad rund 60 Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die Gefahren durch Starkregen und die Möglichkeiten zum Schutz der eigenen Grundstücke und Gebäude bei Starkregen zu informieren. Oberbürgermeister Bulander begrüßte die Interessierten in der Aula des Quenstedt-Gymnasiums. „Mit dem Klimawandel werden wir vermehrt über Veränderungen reden müssen“, so Bulander. Die Starkregenereignisse und Hochwassergefahren nehmen zu, deshalb hat die Stadt von 2018 bis 2021 im Rahmen des Starkrisikomanagements mit dem Ingenieurbüro Heberle aus Rottenburg Gefahrenkarten erarbeitet. „Mit diesen kann man zielgerichtete Maßnahmen treffen und auch Sie als Eigentümer erhalten darin Informationen und müssen Vorsorge treffen“, so Bulander.
Dipl.-Ing. Markus Heberle vom gleichnamigen Ingenieurbüro und seine Kollegin Hannah Wendang zeigten im Vortrag das Bewusstsein für potentielle Gefahren auf und gaben Tipps zur Bewertung der Situation der Grundstückseigentümer. Nach dem Vortrag war Zeit für Fragen und im Anschluss konnte man sich im Außenbereich von der Feuerwehr und dem THW zeigen lassen, wie ein Einsatz funktioniert, wie Sandsäcke richtig befüllt, nämlich nur mit ¾ Menge Sand, und richtig gelagert werden. Auch nutzten viele die Möglichkeit, sich bei den Herstellern von Rückstauklappen, Schutztoren, Klappschotts und Trocknungsgeräten, die ihre Produkte vor Ort vorstellten, zu informieren.
Hochwassergefahrenkarten in denen ersichtlich wird, wie sich das Hochwasser von den Gewässern: Steinlach, Tannbach, Buchbach, Ernbach und Öschbach auswirkt, kann man unter https://www.udo.lubw.baden-wuerttemberg.de anschauen.
Neben dem Gewässerhochwasser gibt es die Gefahr durch Starkregen. Dieser kann überall auftreten, lässt sich nicht verhindern und es gibt keine Vorwarnzeiten, führt aber oft zu einem hohen Schadenspotential. Immer betroffen ist dabei die Kanalisation und die Entwässerung, aber auch Straßen, Wege, Umspannstationen sind betroffen und führen zu Gefahrenquellen mit vollgelaufenen Schächte, Stromspannung und eingeschlossene Personen. Markus Heberle warnte: „Fahren und gehen Sie bei Starkregen nie in tiefergelegene Stellen wie einen Tunnel“, die Gefahr ist zu groß: Dort sammeln sich in kürzester Zeit unheimliche Regenmengen. Als Beispiel nennt der die Überflutung des Tunnels der B27, aber auch der Tunnel beim Rathaus stellt so eine Gefahrenquelle bei Starkregen dar.
Deshalb: Das Starkregenrisikomanagement geht alle an. Es ist Aufgabe der Kommune, aber auch jedes Einzelnen vorzusorgen. Starkregenkarten können dabei helfen, das eigene Überflutungsrisiko einzuschätzen. Durch kleinere Maßnahmen (vgl. unten wie kann ich mich schützen) kann der Schutz oft schon verbessert werden. Aber: Es gibt keinen 100%igen Schutz vor Schäden bei Extremereignissen.
Starkregengefahrenkarten – wie sie entstanden sind und wo man sie findet
Die Stadt hat das Büro Heberle damit beauftragt, diese für Mössingen zu erstellen. Das Untersuchungsgebiet erstreckte sich auf einer Fläche von 61,5 km² in Mössingen mit allen Teilorten. Mit Oberflächenabflusskennwerten und einem digitalen Geländemodell wurde eine hydraulische Modellierung durchgeführt, bei der die Fließwege von wild abfließendem Oberflächenwasser simuliert wurde. Die Oberflächenabflusskennwerte geben dabei Aufschluss, wieviel Regenwasser entsprechend der jeweiligen Bodenbeschaffenheit und dem Versiegelungsgrad oberirdisch abfließt.
Die Starkregengefahrenkarten für Mössingen sind voraussichtlich ab nächste Woche auf der Homepage der Stadt Mössingen als WEB-Karte und als pdf mit Anleitung zu finden.
Was zeigen Starkregengefahrenkarten?
Starkregenereignisse sind ein dynamisches Geschehen. Die Kartendarstellung ist statisch und zeigt das Maximum der gesamten Berechnung zu einem Zeitpunkt. Sie zeigen Gefahren, die beim Starkregen auftreten können. Dunkles Blau steht für tief überschwemmte Bereiche, helle Färbungen für geringere Tiefe. Der Starkregenabfluss wird dabei ab 5 cm dargestellt. Herr Heberle und Frau Wendang stellten die animierten Karten anhand von Beispielen vor. Sie simulieren die Situation bei Starkregen im ganzen Stadtgebiet.
Was kann bei Rückstau durch Starkregen oder Verstopfung im Kanal/Leitung passieren?
Bei fehlendem Schutz gegen Rückstau kann aufgestautes Abwasser durch Waschbecken, Bodenabläufe oder Toiletten in Kellerräume eindringen und erhebliche Schäden verursachen. Deshalb: Alle Räume oder Hofflächen, die unter der Rückstauebene/Straßenoberkante liegen müssen gegen eindringendes Abwasser gesichert werden. Die Grundstückseigentümer sind verpflichtet geeignete Sicherungen (Rückstauklappen oder Abwasserhebeanlagen) einzubauen und betriebsbereit zu halten.
Wie kann ich mich schützen?
Objektschutz: z.B. durch Schutztore bei Hof- und Garageneinfahrten, Klappschotten die automatisch schließen, Rückstausicherungen (diese müssen an der richtigen Stelle sein, hier macht es Sinn die Fachleute zu fragen), druckdichte Fenster/Türen, wasserdichte Abdeckung von Kellerlichtschächten. Aber auch bei der Gestaltung des Grundstücks kann man schon einiges beachten, auch bauen und sanieren sollte nur hochwasserangepasst. Eine Erhöhung der Lichtschachtoberkante macht Sinn. Auch sollte man über eine angepasste Nutzung im Keller nachdenken z.B. keine hohen Sachwerte dort aufbewahren. Und bei der Versicherung eine Elementarschadensversicherung als Zusatzbaustein abschließen rät, Heberle. Bei einem Schadensfall sollten die Schäden dokumentiert werden und die defekten Geräte und beschädigte Gegenstände nicht sofort entsorgen.
Wo kann ich mich informieren?
Zu aktuellen Wettergefahren gibt es verschiedene Warn-Apps (NINA, Mein PEGEL) und die Wetterwarnung des DWD oder die Hochwasservorhersagezentrale HVZ. Und unter hochwasser.baden-wuerttemberg.de gibt es zahlreiche Infos.